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15. November 2022 | Schwerpunkt Entscheidungshilfe am POS

„Primitivo? – Ja, heute gern mal was ganz Einfaches!“

Heißt es eigentlich Weihnachten oder Wein-Nachten? Ich frage mich das, wenn ich jetzt im Supermarkt die vielen suchenden Menschen vor den Weinregalen sehe. Trinken meine Freunde lieber weiß oder rot? Muss eine gute Flasche nicht mindestens 20 Euro kosten? Aber ist das nicht übertrieben? Und für meinen Geschäftspartner, sind 20 Euro eigentlich noch innerhalb der Compliance-Richtlinien oder mache ich ihn wahlweise eines Steuervergehens oder mich eines Bestechungsversuches schuldig? Ok, Tetra-Pack geht nicht und Schraubverschluss sieht auch schlecht aus. Sind Korkeichen bio oder muss ich da auf etwas achten? Und warum steht auf der Flasche „vegan“? Ich dachte bislang, Wein sei eine Art Obst.

Die richtige Wahl beim Weinkauf, eine never-ending story…

Diese Fragen beschäftigen mich in Zeiten, in denen Hipster ihren gluten- und laktosefreien Cappuccino spezial nur mit Sojamilch und veganer Sahne trinken können, um ihr Gewissen reinzuhalten. Wein, so denke ich, geht irgendwie immer, und meine Gedanken schweifen ab nach Südfrankreich und Sizilien. Ich sehe romantische Weinberge, handverlesen geerntete Trauben und glückliche Winzer, die in einem kleinen Familienbetrieb zufrieden mit ihrer exquisiten Ernte nur wenige Flaschen ihres erlesenen Tropfens abfüllen, um es mir zu ermöglichen, meine Freunde reich mit Genuss zu beschenken. Ein schöner Tagtraum. Eigentlich müsste ich mal wieder verreisen, am besten in ein himmlisch ruhiges Weingebiet umgeben von Burgen, Schlössern, sorry Chateaus, und exklusiven Weingütern. Ja, Wein ist eben auch ein Klischee. Und wahrscheinlich genau deswegen auch so ein beliebtes Geschenk zu Wein-Nachten.

Einerseits irgendwie einfallslos, aber wenn der Wein perfekt zu dem zu Beschenkenden passt, ist das ja doch auch irgendwie wieder individuell. Ach, ich habe keine Ahnung. Ich bleibe beim Wein. Schließlich sind Pralinen auch nicht besser und schon gar nicht zuckerfrei. Aber wieviel Zucker enthält eigentlich der Wein? Ein Gläschen am Tag soll ja gesund sein. Und keinesfalls möchte ich ein gesundheitsschädliches Geschenk zu Weihnachten machen. Bekömmlich soll er sein. Aber wenn ich an so manchen netten Abend denke, war da so Manches nicht bekömmlich. Irgendein Glas muss schlecht gewesen sein, hieß es dann. Aber welches?

Fragen, die beantwortet und Entscheidungen, die abgenommen werden müssen

Dabei fällt mir ein, dass mir schon öfter aufgefallen ist, dass verschiedene Getränke unterschiedlich wirken. Nein, ich meine nicht Kaffee oder Tee als Wachmacher oder Energy-Drinks für lange Nächte, sondern die gängigen Alkoholika. Bier etwa macht redselig und feierfreudig. Schnaps macht … naja, hier ist es besser zu schweigen. Und Wein, vor allem Rotwein, macht selig. Rotwein, das ist etwas für Philosophen und Denker, für Welterklärer und Weltverbesserer. Ich denke, ich sollte Rotwein verschenken. 50 Prozent des Angebotes sind damit schonmal ausgeschlossen. Gott sei Dank, immerhin eine Teilentscheidung.

Aber die Bekömmlichkeit? Na ja, da is(s)t ja eh jeder anders. Apropos Essen: Soll der Wein zum Essen passen und eher leicht oder lieber trocken und schwer für den gemütlichen Abend im breiten Ledersessel im englischen Club-Style? Für welchen Anlass soll mein Wein sein? Die Fragen beginnen zu nerven. Ich will doch einfach nur ein schönes Wein-Nachts-Geschenk. Das muss doch möglich sein, ohne dass ich mich zum Sommelier ausbilden lasse. Zwischen all den Chateaus und Südhängen komme ich mir zunehmend verloren vor.

Es wäre schön, Wein wäre Bier und würde nicht mich, sondern sich selbst redselig machen. Was könnte ein guter Wein doch für Geschichten erzählen. Von romantischen Weinbergen, handverlesen geernteten Trauben, … ach, das hatten wir ja schon. Aber vielleicht würde er auch erzählen, warum hier so viele Flaschen davon stehen und dass es gar nichts ist mit der eingebildeten Romantik. Ja, der Wein sollte sprechen: sprechende Produkte für anspruchsvolle Konsumenten und genussvoll zu Beschenkende. Sprechende Produkte auch gegen die Ratlosigkeit am Weinregal im Supermarkt. Aber wäre das nicht ein schreckliches Palaver? Klagende Weine und lautstark anklagende Fisch- und Fleischprodukte? Ausschweifende Süßigkeiten, die ihre Zutatenliste und ihren Produktionsweg sowie ihre Lieferkette erzählen. Um Himmels Willen, denke ich. Ist es nicht laut genug draußen in der zunehmend aggressiven Welt? Ein schönes Glas Rotwein in Ruhe wäre jetzt schön. Aber welcher denn nun? Die Antwort habe ich immer noch nicht.

Wer hilft nun am Point-of-Sale?

Vielleicht könnten die Produkte nur auf Kommando sprechen, also nur, wenn sie gefragt werden? Das wäre die Lösung. Wäre bei manchen Menschen auch besser. Einfach mal schweigen und genießen, statt ständig zu palavern. Der Wein jedenfalls dürfte jetzt gerne etwas von sich geben. Gerne würde ich erfahren, wo er angebaut wurde und wie, warum er sich „vegan“ nennen darf und „bio“, ob er sich auf dem Chateau in Südlage wohlgefühlt hat und wie ihn sein Winzer oder echte Sommeliers bewerten. Ich bin ja schließlich keiner und muss mich auf andere verlassen. Ich würde auch gerne wissen, zu welchem Essen er passt und zu welchen Gelegenheiten, und schließlich, wem er besonders bekömmlich erscheint.

Ich würde ihn gerne fragen, oder zumindest einen Experten oder eine Expertin. Ich habe es satt, ratlos vor dem Regal zu stehen und mir derartige Gedanken zu machen. Die ganzen Fragen sind anstrengend. Ich will doch einfach nur einen schönen Wein kaufen und anderen eine Freude machen – zu Wein-Nachten.

Ich stelle die Flasche zurück und gehe dorthin, wo Produkte tatsächlich sprechen können – selbstredend nur, wenn sie gefragt werden. Dorthin, wo ich Antworten bekomme und wo Wein-Nachten mich nicht zum Weinen bringt, sondern in einen Dialog. Schließlich ist Weihnachten das Fest des Miteinanders und der Begegnung – sprechende Weine und Kontakte zu Wein-Connaisseuren inklusive.

Die Antwort bei Ahnungslosigkeit

Neulich habe ich so etwas gesehen: ein Regal, in dem der Wein mit mir gesprochen und mir seine Geschichte erzählt hat. Auf Kommando begann er zu erzählen. Und als er nicht mehr weiter wusste, hat er mich zu einer netten Expertin weitergeleitet. Na ja, eigentlich war es nicht der Wein, sondern dessen Regal. Es ist also möglich – und eine Lösung gegen all die Ahnungslosigkeit bei komplexen Produkten am Point-of-Sale.

Aber sei es drum. Am schönsten ist es, den Wein in Gesellschaft zu genießen – vielleicht in einem Restaurant mit Freunden. Da könnte vielleicht auch die Weinkarte irgendwann einmal mit mir sprechen, wenn der Kellner kein Kenner ist. Und bis es soweit ist, glänze ich mit meinem Wissen. Primitivo? Ja, ich nehme heute gerne mal etwas ganz Einfaches.

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