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12. April 2022 | Schwerpunkt Mixed Reality World

Eine Welt ist nicht genug.. oder eben doch!

Ein neues Buzz Word ist derzeit in aller Munde: „Metaverse“. Täglich liest man es in Artikeln auf allen Kanälen – in Social Media wie LinkedIn, Xing und Co. genauso wie in der klassischen Presse, wie z.B. einem ZEIT Artikel vom 17.Februar. „Mit Metaverse wollen die Tech-Konzerne unsere Wirklichkeit von Grund auf verändern.“
Eine Aussage, die sich wahnsinnig spannend und doch auch sehr abstrakt anhört. Was sind das für neue Welten, die da auf uns zukommen? Der Autor Thomas Assheurer stellt dabei die entscheidende Frage: „Eine Utopie, vor der man sich fürchten muss?“

Der Retail-Eintritt in neue Sphären. Aufgepasst hier kommt das Metaversum.

Doch starten wir am Anfang:
In der Zeit von 2010 bis 2012 habe ich bei Retail Konferenzen einige Vorträge zum Thema „Connected Retail“ / „Digital Retail“ etc. gehalten. Die Reaktionen auf die Inhalte waren zunächst eher zurückhaltend und es gab viel skeptisches Feedback, vor allem auch von stationären Händlern, die sich um die Zukunft ihrer Läden Sorgen machten. Damals war ich sehr fasziniert von den neuen rasanten Entwicklungen wie Airbnb, Netflix, Instagram oder z.B. Facebook, die 2004 eine Million Nutzer hatten, 2008 100 Millionen, 2010 500 Millionen und heute 2,5 Milliarden. Ich versuchte damals in meiner Tätigkeit als Retail Konzept Entwickler und Designer bei einem großen Sportartikel Hersteller das Thema Digitalisierung mit dem stationären Handel zu verschmelzen und wir entwickelten u.a. die sogenannte „Virtual Footwear Wall“, die man heute mit dem Begriff „Endless Aisle“ in der Fachsprache umschreiben würde. Ein steiniger, harter und vor allem kostspieliger Weg, mit einer kurzen Halbwertszeit. Doch es tut sich was.

Und nach wie vor stelle ich fest: Ich persönlich kann mich der Faszination nicht entziehen, dass sich bestimmte digitale Themen global in einer unglaublichen Geschwindigkeit flächendeckend exponentiell ausbreiten, die unser Leben zum Teil massiv verändern – meistens erleichtern. Gleichzeitig merke ich aber auch, dass dies vielen Menschen Angst macht, sie sich eher bedroht fühlen und sich daher zum Teil eine emotionale Abneigung gegenüber diesen Themen entwickelt.
Das Thema Digitalisierung im Retail polarisiert und dennoch haben die letzten beiden Jahre gezeigt, wie wichtig, hilfreich und wertvoll der richtige und sinnvolle Einsatz von Technologie sein kann.

Aber was erleichtert uns wirklich das Leben?

Unternehmen, die frühzeitig erkannt haben, dass Digitalisierung, nicht nur in Form von E-Commerce eine Chance und keine Bedrohung darstellt, haben die letzten beiden Jahre weitestgehend gut überstanden. Für mich ist es teilweise unverständlich, warum sich viele Retail Unternehmen mit einer ganzheitlichen Unified Commerce Entwicklung, also der Weiterentwicklung der Omnichannel Strategie so schwertun und die Vertriebswege häufig noch getrennt und nicht als eine holistische Customer Journey betrachtet werden und es offensichtlich noch keinen echten Paradigmenwechsel in der Retail Industrie gegeben hat.
Unified Commerce geht einen Schritt weiter als die Omnichannel Herangehensweise, indem er die Kommunikationskanäle mit dem Kunden durch Integration auf einer einzigen Plattform vereint. Das Ziel ist es, die Interaktion des Kunden mit den Ladengeschäften, Mobil-, Web-und Telefonanwendungen auf eine einzige zentralisierte Weise in Echtzeit zu verwalten und zu synchronisieren, damit der Kunde reibungslos und ohne Hindernisse von einem Kanal zum anderen wechseln kann.

Wenn Sie sich also einmal vorstellen: Auf ca. 83 Millionen Deutsche gibt es mittlerweile 113 Millionen mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets. Über 60 Millionen Deutsche benutzen laut Statista ein Smartphone, und weltweit über 4,5 Milliarden. Laut einem Artikel vom Februar 2021 sagen 88% der Bevölkerung, dass sie sich ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen können und fast drei Viertel (73%) sagen, dass sie eher auf das Auto, als auf das Smartphone verzichten würden.
Warum also sollte man dann Retail nicht von Anfang an ganzheitlich, holistisch betrachten und das Beste aus beiden Welten zusammenbringen und dem Kunden ein nahtloses Marken- und Einkaufserlebnis bieten, wenn fast alle bereits parallel in diesen beiden Welten leben?

Wir erreichen die Menschen über ihre Smartphones.

Es gibt eben zwei Seiten der Medaille. Auch die physische Retail Welt hat positive Aspekte: das besondere, einzigartige Erlebnis, die Atmosphäre, die persönliche Beratung, den Genuss mit allen Sinnen, das Anfassen und Anprobieren der Ware und vor allem die menschliche Begegnung.
Aus Sicht der virtuellen, digitalen Welt: Die Unabhängigkeit von Öffnungszeiten, Lieferung nach Hause oder an jeden gewünschten Ort in kürzester Zeit, eine unendliche Auswahl und Produktvielfalt, Vergleichsmöglichkeiten, Transparenz und diverse Bezahlmodalitäten.
Warum also lassen Marken und Händler Retail Konzepte nicht physisch und digital gleichzeitig entwickeln? Solange Unternehmen die beiden Bereiche als Silos getrennt voneinander betrachten und bearbeiten, und das Bewusstsein für die Verschmelzung und das nahtlose Kundenerlebnis nur bedingt vorhanden ist, wird der Kunde kein nahtloses Erlebnis im Sinne des Unified Commerce erhalten.

Der Konsument muss sowohl physisch als auch digital abgeholt werden.

Und dann sind da auf einmal noch die Großdenker aus dem Silicon Valley wie Mark Zuckerberg und nerdige Programmierer und wollen die „Zukunft des Internet – ein Metaversum“ erschaffen, eine „Infrastruktur der Gleichzeitigkeit“. Die Zukunft gehöre dem „verkörperten Internet“, d.h. man benutzt das Internet nicht nur, sondern ist „mit Haut und Haar drin“. Zum Arbeiten, Einkaufen, Lernen, Spielen etc. „Das Metaversum ist die Synthese, eine Mixed Reality. Es ist die Einheit aus physikalischer Wirklichkeit, erweiterter Realität und künstlich-virtueller Welt. Anders gesagt: Im Metaversum ist das Virtuelle nicht länger ein Bestandteil der realen Welt. Sondern umgekehrt: Die reale Welt ist Bestandteil eines unendlichen digitalen Raumes. Sie ist Teil eines Meta.“

Was ich mich frage: Wollen wir das wirklich? Unser Leben weitestgehend in einer virtuellen Welt zum Arbeiten, Einkaufen, Freunde treffen etc. verbringen und nur hin und wieder – wie zum Schlafen – in die reale Welt zurückkommen? Ich bin ehrlich gesagt hin und hergerissen. Einerseits fasziniert mich die Science-Fiction Vorstellung des „mit Haut und Haar IM Internet sein“, andererseits verspüre auch ich nach zwei Jahren weitestgehend im Homeoffice wie viele andere die tiefe Sehnsucht nach der menschlichen Begegnung und dem persönlichen Kontakt – dem realen Leben.

Raus aus der Pandemie und rein in die „Internet-Welt“?

Meines Erachtens gibt es in der realen Retail Welt dafür noch so viele Möglichkeiten, Retail Stores auf ein komplett neues Level zu bringen, in dem tatsächlich das Beste aus beiden Welten Kunden zentriert, konsequent und sinnstiftend vereint wird. Die viel zitierte „Retail Experience“ bietet deutlich mehr Möglichkeiten als nur die Integration von ein paar Bildschirmen und einer Café Ecke. Z.B. ein immersives Eintauchen in faszinierende, multisensorische, Mixed Reality Welten – innerhalb der physischen Welt – als analoges und digitales, echtes Marken- und Retail Erlebnis. Digitalisierung kann Einkaufen – und das Leben generell – erleichtern, aber auch spannend und faszinierend machen – immer im symbiotischen Dreiklang aus Mensch, Technologie und Marke/Produkt.

Und jetzt Sie? Was halten Sie von diesem Metaversum? Und sind Sie der Meinung, der Retail brauch eine neue Welt? Schreiben Sie uns, es interessiert uns wirklich!

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Unser heutiger Kolumnist
Andreas Weidner

Principal Consultant | Digital Innovation AG

Nach dem Studium der Innenarchitektur in Mainz arbeitete Andreas Weidner in verschiedenen führenden Positionen bei Smart / Daimler Chrysler-Swatch, Montblanc, Adidas und Swarovski in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er verantwortete dabei jeweils die Neu- und Weiterentwicklungen von Retail-, Showroom- und Messestandkonzepten, die global implementiert wurden und realisierte Retail Projekte in Europa, Asien und USA. In der Zeit von 2016 bis 2020 war er in der Geschäftsleitung bei der Konrad Knoblauch GmbH am Bodensee für Design, Trends sowie Innovationen zuständig und leitete das Design Team. Seit 2020 ist er als Principal Consultant für die Digital Innovation AG tätig und entwickelt innovative, holistische Retail- und Workplace-Konzepte. Parallel ist er als Dozent für Retail Strategie/Konzepte und Omnichannel an der Fachhochschule Düsseldorf und an der DHBW Heilbronn tätig.

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