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19. September 2020 | Schwerpunkt Innenstädte

DEN GROSSEN STÄDTEN DROHT DER FLÄCHENBRAND

Geschäftsführer | EHI Retail Institute

Sind die Zentren der großen Städte noch zu retten oder droht ihnen ein dauerhafter Lockdown? Die innerstädtischen Einzelhändler, seit Jahren Frequenzbringer und Publikumsmagnet in Deutschlands Fußgängerzonen, stecken in einer schweren Krise. Der Konsum hat sich über Nacht dramatisch verändert, die Passantenfrequenzen haben sich nach dem Lockdown nur langsam erholt und ohne Weihnachtsmärkte, internationale Touristen und die Möglichkeit der Sonntagsöffnung sind auch die Aussichten nicht gerade rosig. Hinzu kommt, dass die Erreichbarkeit der Städte mit dem Pkw immer stärker eingeschränkt wird und die Menschen immer weniger bereit sind, den Aufwand für den Einkaufsbummel in der Großstadt auf sich zu nehmen. Ein wichtiger Teil des Einzelhandels ist ernsthaft in Gefahr, und mit ihm ist die Vitalität vieler Städte bedroht. Und dies, obwohl der Handel insgesamt die Krise weitgehend gut überstehen wird.

Gewinner und Verlierer des Lockdowns

Nach dem totalen Lockdown des Einzelhandels im März und im April 2020 hat die Branche insgesamt wieder Anschluss an die Umsätze des Vorjahres gefunden, insgesamt die Vorjahresumsätze des ersten Halbjahres sogar mit real 2,6 Prozent leicht übertroffen. Nur im April lag der Umsatz des Einzelhandels mit preisbereinigt 4,7 Prozent deutlich unter dem Wert des Vorjahres. Daraus zu schließen, dass im Einzelhandel alles in bester Ordnung ist, wäre allerdings eine große Fehlinterpretation. Zu groß sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Segmenten.

Die vom Lockdown nicht betroffenen Lebensmittelgeschäfte, die Drogerien, die Tiernahrungsgeschäfte und zum großen Teil auch die Bau- und Gartenmärkte und der gesamte Online-Handel steuern auf ein Rekordjahr zu, das sich so auf absehbare Zeit wohl nicht wiederholen lässt. Gerade der Lebensmittelhandel hat enorm davon profitiert, dass Kantinen und Gastronomie geschlossen waren und die Menschen ihren Urlaub lieber in Deutschland verbracht haben als in der Türkei, in Spanien oder in anderen beliebten Reiseländern. Und auch Fahrradhändler und Teile der Möbelmärkte konnten die Umsatzverluste durch den Lockdown weitgehend aufholen.
Die Kauf- und Warenhäuser sowie der Einzelhandel mit Bekleidung, Schuhen, Lederwaren und Reisebedarf steckt allerdings zu großen Teilen in einer existentiellen Krise. Seit März sind hohe zweistellige Umsatzrückgänge gegenüber den Vorjahresumsätzen an der Tagesordnung, und Besserung ist nicht in Sicht. Von Januar bis Juli liegt das Minus gegenüber dem Vorjahr bei den Warenhäusern bei rund 15 Prozent, Im Schuh- und Bekleidungshandel sogar bei fast 30 Prozent.

Drohender Leerstand vor allem in großen Städten

Besonders hart trifft es dabei die Standorte in den großen Städten, und dies, obwohl die Passantenfrequenzen heute weitgehend wieder auf das Niveau alter Zeiten zurückgekehrt sind. Doch das Kaufverhalten der Menschen hat sich spürbar verändert. Mobiles Arbeiten und Homeoffice, weniger private Feierlichkeiten und kaum noch Veranstaltungen im kulturellen Bereich oder in der Arbeitswelt, all dies hinterlässt natürlich deutliche Spuren, im Handel und in den Städten.

Nach jahrelangen Mietsteigerungen in den Top-Lagen konnten schon in der jüngsten Vergangenheit erste Dämpfer des Mietniveaus beobachtet werden. Dies zumindest in den Top-Lagen der 7 größten Städte in Deutschland. Dieser Trend dürfte sich jetzt deutlich beschleunigen. Der Einzelhandel kann die Last der hohen monatlichen Mietzahlungen nicht mehr tragen, und wenn der Vermieter nicht flexibel reagieren kann, ist der Leerstand vorprogrammiert.

Dabei ist der Einzelhandel für eine vitale Innenstadt unverzichtbar. Für jeden zweiten Bundesbürger ist das Einkaufen der wesentliche Grund für den Besuch eines Stadtzentrums. Wenn den Innenstädten Handelsmieter verloren gehen, werden sie an Attraktivität verlieren und sich die Passantenfrequenzen dem Trend der vergangenen Jahre entsprechend weiter verschlechtern. Für nachhaltig lebendige Innenstädte müssten Kommunen, Händler und Immobilieneigentümer stärker zusammenarbeiten. Die Städte müssen hierbei eine stärkere Führung übernehmen. Sie müssen moderieren, aber auch Initiative ergreifen und gezielt fördern und in die Attraktivität der Stadt investieren. Und auch der Staat ist gefordert. Nachdem schon die Senkung der Umsatzsteuer verpufft ist, und die Aktion im Einzelhandel mehr Aufwand als Nutzen verursacht hat, sollten jetzt andere Wege eingeschlagen werden. Die Öffnung des Einzelhandels an Sonntagen darf nicht mehr tabu sein.

Die Veränderungen in der Arbeitswelt werden möglicherweise Trends der vergangenen Jahre umkehren. Wenn die Menschen vermehrt von Zuhause oder mobil arbeiten, wird sich der Run auf die Großstädte weiter abschwächen und Klein- und Mittelstädte im Umland werden profitieren.

Multichannel und stationäre Differenzierung ein Muss für den Einzelhandel

Wenn Einkaufen in der Großstadt weiter attraktiv bleiben soll, müssen die Konzepte stimmen. Auch eine Stadt braucht einen besonderen Wettbewerbsvorteil. Hochwertige Einzelhandelskonzepte für den aperiodischen Bedarf sind dabei von besonderer Bedeutung. Die Menschen werden nicht auf die Königsallee nach Düsseldorf fahren, um bei Aldi einzukaufen und nicht in die Schildergasse in Köln, um dort den Rossmann zu besuchen.

Für die Einzelhändler gibt es viel zu tun, um den Standort Innenstadt zu stärken. Die Verzahnung von Online und stationärem Handel wird dabei eine wichtige Aufgabe sein. Die Kunden erwarten heute, dass Einkaufen im Geschäft und Online nahtlos miteinander verknüpft sind. Zumindest aber müssen die Händler im Internet sichtbar und erreichbar sein. Im Geschäft vor Ort muss sich der Handel dann auf seine Stärken konzentrieren, die im Web nicht angeboten werden können. Eine qualifizierte persönliche Beratung, ein besonderes Einkaufserlebnis, Gastlichkeit und gastronomische Angebote, die Möglichkeit, Produkte zu testen und zu erleben, Überraschungsmomente und Freundlichkeit – all das darf nicht zu kurz kommen. Die Ware allein reicht schon lange nicht mehr aus, um die Kunden in die Stadt und ins Geschäft zu bringen.

Ich frage Sie daher: Ist Ihr Konzept noch zeitgemäß?

Unser heutige Kolumnist
Michael Gerling
Geschäftsführer – EHI Retail Institute Michael Gerling ist seit 1999 Geschäftsführer des EHI Retail Institutes. Das EHI Retail Institute ist das größte Forschungsnetzwerk im deutschsprachigen Einzelhandel. Gesellschafter des EHI sind die führenden Einzelhandelsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Michael Gerling ist u.a. Mitglied des Beirats der EuroShop und der EuroCIS, Geschäftsführer des MLF – Mittelständische Lebensmittel-Filialbetriebe e.V., vertritt das EHI im Aufsichtsrat der GS1 Germany und ist Mitglied im Rat der Immobilienweisen im Zentralen Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA).
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