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06. April 2023 | Frauen an der Spitze

Lust auf Macht?

Frauenpower
„Frauen in Führungspositionen“ ist ein heißes Thema, angetrieben durch den enormen Fachkräftemangel. Quoten wurden eingeführt, Frauengruppen in Netzwerken entstehen, Medien berichten immer mehr von erfolgreichen Frauen an der Spitze. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Über die Hälfte der Hochschulabsolvent:innen sind Frauen. Aber in den 200 größten Unternehmen Deutschlands beträgt die Frauenquote knapp 16%. An den Hochschulen sieht es mit einem Anteil von lediglich 27% Professorinnen nicht viel besser aus. Was passiert mit den vielen top ausgebildeten Frauen?

Diese Frage treibt mich auch nach fast 30jähriger Karriere in männerdominierten Unternehmen um. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in Deutschland sind leider nach wie vor nicht darauf ausgelegt, das Potenzial weiblicher Führungskräfte zu nutzen. Ehegattensplitting, mangelhafte Kinderbetreuungseinrichtungen und konservative Weltanschauungen sind nur ein paar Schlagworte dafür.

Allerdings zeigen meine Erfahrungen und meine Beobachtungen von erfolgreichen Frauen und solchen, die auf dem Weg nach oben gescheitert sind, dass Frauen ihre Karriere beeinflussen und steuern können.

Lust auf Macht?
Frauen schrecken oft davor zurück, ihre Lust auf Macht klar zu formulieren. Das mag an der einen oder anderen negativen Assoziation liegen („Machtmissbrauch“, „Machtkampf“). Ich konnte oft beobachten, dass Frauen kein Interesse an Macht haben, sondern das Ziel verfolgen, sinnvolle Arbeit zu leisten und optimale Lösungen zu entwickeln. Und wer ein klares Ziel vor Augen hat, will es auch umsetzen.

Dabei vergessen Frauen aber oft, dass genau dafür Macht notwendig ist. Macht bedeutet Einfluss, bedeutet gestalten und verändern zu können und Handlungsfreiheit zu genießen.
Eine perfekte PowerPoint-Präsentation vor der Geschäftsleitung mit allen Vor- und Nachteilen und überzeugenden Sachargumenten ist kein Garant für eine Zustimmung. Denn vielleicht gibt es jemanden, für den ein tolles Konzept negative Auswirkungen hat.

Genau darum geht es bei Macht – die Menschen und Strukturen in einem Unternehmen zu verstehen und ein Gespür für die persönlichen Befindlichkeiten wichtiger Protagonisten zu entwickeln. Dabei ist wichtig, die ungeschriebenen Gesetze der Meinungsbildung zu erkennen und diese für sich zu nutzen. Wer beispielsweise bereits im Vorfeld Spannungen erkennt und unternehmensinterne „Influencer“ auf seine – pardon – ihre Seite ziehen konnte, hat eine wesentlich größere Chance auf Durchsetzung der Ziele. Und genau das ist Macht. Frauen müssen verstehen, dass Macht erstrebenswert ist.

Mutig sein
Frauen kämpfen immer noch mit Vorurteilen und Stereotypen. Nach wie vor werden Frauen von vielen Männern als weniger kompetent und fähig angesehen. Doch Frauen neigen oft dazu, sich selbst und ihre Kompetenzen und Fähigkeiten unter den Scheffel zu stellen. Da wird eine neue Position frei, eine junge Kollegin brennt für die Aufgabe. Aber statt strategisch zu überlegen, wie sie die Position bekommen kann, macht sie sich Gedanken darüber, warum gerade sie dafür nicht geeignet ist. „Ich bin zu jung. Ich bin zu unerfahren. Ich habe noch nicht das nötige Fachwissen. Ich habe noch nie ein Team geleitet.“ Nie habe ich erlebt, dass ein Mann sich solche Fragen stellt. Im Gegenteil – karrierebewusste Männer fühlen sich meistens allen Herausforderungen gewachsen und denken selten darüber nach, ob sie die Kompetenz für die neue Position haben. Frauen müssen endlich die eigenen Stärken und Erfolge erkennen und diese selbstbewusst kommunizieren. „Ich kann das!“ als Mantra verinnerlicht stärkt das Selbstvertrauen. Und wer sich selbst vertraut, dem vertrauen auch andere.

Frauen sind Verbündete und keine Gegnerinnen
Persönliche Beziehungen und Netzwerke sind heute die wichtigste Währung auf dem Weg nach oben. Hier offenbart sich nach meinen Erfahrungen eines der Kernprobleme von Frauen. Während Männer intensiv Männernetzwerke pflegen und auf ihrem Weg nach oben den einen oder anderen „Buddy“ mitnehmen, neigen Frauen oftmals dazu, andere Frauen als Konkurrentinnen wahrzunehmen. Es passiert leider viel zu selten, dass Frauen nach einem Karriereschritt andere Frauen mitziehen.

Frauennetzwerke und Mentorinnenprogramme sind wichtige Ansätze. Aber mindestens genauso wichtig sind positive Rollenvorbilder in den Unternehmen selbst – Frauen, die anderen Frauen den Weg ebnen, ihnen Türen öffnen und sie dabei mit ihren Erfahrungen und Kontakten unterstützen, junge Frauen fördern und fordern, ihnen zu Sichtbarkeit verhelfen, ihnen die Stolpersteine und Hindernisse aufzeigen. Erfolgreiche Frauen müssen endlich die Verantwortung für jene Frauen übernehmen, die am Anfang einer Karriereleiter stehen.

Schlusswort:
Dass Frauen es in Deutschland als Führungskräfte immer noch schwer haben, ist unbestritten. Und das konservative Rollenbild durchzieht nach wie vor alle Gesellschaftsschichten. Aber eine Veränderung in der Gesellschaft kann und muss stärker von den Frauen und ihren Einflussmöglichkeiten getrieben werden. Und wer denkt, dass dies ein reines Frauenthema sei, der irrt. Männer erkennen zunehmend, dass Frauen in Führungspositionen eine Bereicherung sind, effizientere Teams entstehen und die Zusammenarbeit bessere Ergebnisse bringt.

Chefin zu sein macht Spaß, verändert das Unternehmensklima und langfristig die Gesellschaft. Daher Schluss mit den Ausreden und mit dem Verändern beginnen.

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Alexandra Hirsch leitete konzernweit den Bereich Corporate Audit der DEUTZ AG, bevor sie 2018 die operative Verantwortung für den gesamten Indirekten Einkauf übernahm. Lange Jahre war Frau Hirsch die einzige Frau im obersten Managementteam des Industrieunternehmens. Sie hat junge Frauen besonders gefördert und entwickelt. Im Rahmen des Mentoring-Programms der Stadt Köln hat sie als Mentorin ihre Erfahrungen an andere Frauen weitergegeben. Seit Mitte 2022 gönnt sich Frau Hirsch ein Sabbatical und bereitet sich auf eine neue Herausforderung vor.

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