Logo the Retaiol Academy

26. Oktober 2021 | Schwerpunkt Offline stärkt Online

Handel kann so einfach sein!

Vice President Distribution & Real Estate | Swarovski

Das war mal… oder war es das noch nie?
Fakt ist, dass die Komplexität heute viel größer ist und der Wandel schneller als je zuvor passiert. Wer heute nicht bereit ist, zu investieren, mutig in den verschiedenen Bereichen Innovation voranzutreiben, wird es früher oder später schwer haben, seine Kunden zu bedienen. Sie werden nicht mehr da sein, denn sie kaufen im Laden nebenan.

Online und Offline ist ein Muss
Online hat je nach Produktkategorie mehr oder weniger Umsatzanteil gewonnen. Der Umsatz fehlt im stationären Handel. Neben dem direkten Umsatz, den Online generiert, ist er auch darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil in der Customer Journey und der Kaufentscheidung.
Offline profitiert von Online, wenn der Kanal gut in den Entscheidungsprozess eingebunden ist. Click & Collect ist dabei nur ein Schritt, um die Kanäle zu verbinden, aber ein sehr effizienter. Aber auch einfache Dinge wie Produktinformationen, Anwendungsideen, Standortanzeige des nächsten Ladengeschäftes und die Warenverfügbarkeit des gesuchten Produktes helfen dem Kunden. Aber auch andersherum gilt:

Offline beflügelt Online-Umsätze
Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen einem erfolgreichen Onlinegeschäft und dem stationären Handel. Der physische Laden in der Mall oder in der Fußgängerzone hinterlässt einen Eindruck, eine Erinnerung. Auf die Erinnerung, wie gut oder schlecht diese ist, kommen wir später noch mal zurück.
Es ist klar nachweisbar, dass ein gutes physisches Ladennetzwerk den Onlineshop beflügelt. Der Haloeffekt wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen und ich selbst kann es aus eigener Erfahrung bestätigen. Online kann mit der Unterstützung durch Offline wesentlich besser funktionieren als ein reiner Onlinevertrieb. Aufgrund der eingesetzten Geo-Intelligence-Software wissen wir, wo Online-Umsätze (pro Einwohner) höher sind und warum. Neben dem Online Performance Marketing spielt das physische Netzwerk eine ganz bedeutende Rolle. In Gebieten mit einer starken physischen Präsenz können Online-Umsätze pro Einwohner um ein Mehrfaches höher sein als in Gebieten mit weniger starker Offlinepräsenz.
Beispiele von reinen Onlineplayern, wie zum Beispiel Brillenhändler Warby Parker (USA), der nachweislich durch die Eröffnung von physischen Läden weiteren Umsatz im Onlinegeschäft dazugewonnen hat, gibt es noch mehr. Warby Parker hat erfolgreich den Sprung vom reinen Onlinehandel zu einem Omnichannel-Retailer geschafft. Wie? Verknüpfung der beiden Kanäle, in beide Richtungen: Benutzerfreundliche, innovative Onlineplattform mit voller Einbindung des stationären Handels. Der Umsatzzuwachs im stationären Handel kam zum ganz großen Teil ohne Kannibalisierung im Onlinegeschäft. Hier wurde der traditionelle Kunde mit einem super Service und neuem, modernen Optikerimage begeistert. Die physische Präsenz hat darüber hinaus die Markenbekanntheit gestärkt. Jede Fassade eines stationären Ladengeschäfts, wenn richtig gestaltet, ist eine Werbefassade – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche – und hilft, sich beim Onlineshoppen an Ihre Marke zu erinnern.

Sinkende Frequenzen und Pandemie
Was aber, wenn die Lage seit Jahren an Frequenz verliert? Wird die Frequenz jemals wieder ein Niveau von 2019 erreichen? Händler kämpfen seit Jahren mit sinkender Frequenz durch den wachsenden Onlinehandel. Das betrifft Innenstädte, aber auch Einkaufszentren. Lockdown, verursacht durch die Pandemie und das dadurch veränderte Konsumverhalten, haben das Ganze weiter beschleunigt. Die Abhängigkeiten von Tourismus und Berufspendlern wurden uns während der Pandemie schmerzhaft aufgezeigt.

Homeoffice und neue Stadtentwicklungen
In den vergangenen Monaten haben wir im Eiltempo gelernt, wie man Unternehmen auch im Homeoffice weiterführen kann. Je nach Branche, technischer Infrastruktur und persönlichem Umfeld funktionierte das mehr oder weniger gut für die Mitarbeiter und die Unternehmen. Viele Arbeitnehmer wünschen sich dieses Arbeitsmodell auch in der Zukunft, und viele Firmen sind in der Lage, das auch in der Zukunft zu ermöglichen. Das wird aber weiter Frequenz aus den Innenstädten nehmen. Regionale Center und Outdoorcenter sind aus unserer Sicht derzeit die klaren Gewinner.
Zahlreiche Städte greifen neue Stadtkonzepte auf und wollen Mobilität und Lebensqualität nachhaltig verbessern. Paris zum Beispiel arbeitet am Modell der «15 Minuten Stadt». Alles Notwendige innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen. Solche Modelle werden die Passantenfrequenz in den Innenstädten weiter sehr stark beeinflussen und verändern.

Innovation und Kundenerlebnis
All diese Veränderungen passieren extrem schnell, und es erfordert Mut zu ebenso schnellem Handeln. Ein echtes Kundenerlebnis im stationären Handel hinterlässt den Eindruck und die Erinnerung, die heute benötigt wird, um erfolgreich zu sein. Wenn dieser positive Eindruck erreicht wird, werden Kunden weiterhin den Weg zurück zu Ihrer Marke suchen. Am Abend auf der Couch beim Onlineshopping oder bei der nächsten Shoppingtour mit Freunden in der Stadt. Neue Store-Konzepte, Schaufensterinstallationen, Displays, Warenpräsentation, Kommunikation, Produkte und Services und die Kundenansprache durch das Personal ermöglichen dies. Wir haben damit in der Vergangenheit je nach Land und Lage bis zu 15 % Umsatzzuwachs erreichen können. Da sind Investitionen schnell amortisiert. Mein Credo lautet daher: Weg von alten Pfaden, auch gerne mal radikal an Themen herangehen und Dinge verändern. Es braucht Mut zu Neuem! Innovation ist ein Frequenztreiber und etwas, das genau diesen positiven Eindruck beim Kunden hinterlässt. Ja, es braucht dafür Investitionen in Konzepte oder Personal. Je nach Budget können größere oder auch weniger finanzintensive Projekte angegangen werden. Nichts tun ist keine Option, da man weiter Frequenz und Umsatz verlieren wird.

Gemeinsam ein Einkaufserlebnis schaffen
Der Handel muss schnell gemeinsam den Wandel vollziehen. Ein neuer Laden in einer Fußgängerzone macht nicht den Unterschied. Mehrere kleine Schritte einer Gemeinschaft bringen hingegen eine bemerkbare Veränderung für den Konsumenten und damit eine positive Wahrnehmung des Besuchs in der Innenstadt. Machen Sie Ihre Marke und Ihr Ladengeschäft zu einer Shopping Destination. Eine, bei der es immer etwas zu erleben gibt. Etwas Neues, etwas Vertrautes, etwas Aufregendes oder etwas anderes, das man über das Produkt oder den Service mit nach Hause nimmt. Das Gefühl des Speziellen, das den Kunden wieder und wieder zu Ihnen zieht.

 

Wie sind Ihre Erfahrungen?

Können Sie bestätigen, dass ein Offline-Store-Netz auch den Online-Umsatz steigert? Schreiben Sie uns!

post@the-retail-academy.com
Unser heutiger Kolumnist
JOCHEN SCHMIDT
Vice President Distribution & Real Estate – Swarovski Nach dem Betriebswirtschaftsstudium an der VWA Nürnberg wechselte Jochen Schmidt von der Baustoffindustrie in den Handel. Sein Interesse lag von Beginn an in der Verbesserung von Store-Konzepten in all ihren Facetten. Bei Swarovski verantwortet er die globalen Store Rollouts und hat in seinen mittlerweile 13 Jahren dort diverse Konzepte entwickelt. Zu seinen Leidenschaften und Kernkompetenzen zählen neben den Konzeptentwicklungen u. a. die Bereiche Prozessoptimierung, Kommunikation auf der Fläche, VM sowie das Thema Nachhaltigkeit. Im Jahr 2016 schloss er an der IREBS das Studium zum Retail Real Estate Ökonomen ab und verantwortet seit 2017 bei Swarovski den Bereich Distribution & Real Estate.
NEUE IMPULSE GESUCHT?

Unser Programm | Ausgewählte Veranstaltungen zum Thema

Was wir außerdem anbieten

Hier geht's zum Programm Weiterbildung

Noch Fragen

Anrufen: 0221 292129-20

SIE HABEN AUCH WAS ZU SAGEN?

Wir sind überzeugt, dass nur Experten mit Herzblut den Handel nach vorne bringen können. Damit alle, deren Herz für Retail schlägt, sich vernetzen können, haben wir The Retail Academy gegründet. Sie sind erfahren und haben auch eine Meinung? Lassen Sie mal hören! Beleben Sie unsere #Retailkolumne mit Ihrer Sicht auf die Dinge! Wir sind gespannt, was Sie zu sagen haben.

Wir lieben Retail. Schreiben Sie uns!

post@the-retail-academy.com

Die letzten Retail-Kolumnen

Irgendetwas Kreatives | Schwerpunkt Berufseinstieg

Und darum studiere ich Einzelhandel!!

Joanne Schulisch

Studentin I Hochschule Düsseldorf

Das war eigentlich schon immer meine Antwort auf die Frage: „Was willst du später mal machen?“ Viel mehr habe ich mir dabei auch lange nicht gedacht. Um zu erklären, wie ich dadurch auf den Studiengang Retail Design im Einzelhandel gekommen bin, gehe ich nochmal kurz ganz an den Anfang zurück.
Schon als Kind habe ich mich für die scheinbar unsichtbaren Dinge interessiert. Stundenlang habe ich mich mit einem Würfel oder dem Blatt eines Baumes beschäftigt. Mit jedem erneuten Hinsehen, mit jedem Wenden und Analysieren gab es auch wieder etwas Neues zu entdecken. Genau das hat mich fasziniert.

Es ist dieses „Sehen mit Hingabe“, das es mir heute ermöglicht, Details präzise wahrzunehmen, die Perspektive zu wechseln und so zunächst unscheinbare Dinge immer wieder neu zu entdecken und zu hinterfragen. Dieses Beobachten und Analysieren inspiriert mich stetig dazu, kreative Konzepte zu entwickeln und neue Narrative entstehen zu lassen.

Und ist es nicht genau das, was der Handel braucht?

mehr lesen

Neuster Modetrend? Kulturelle Glaubwürdigkeit! | Schwerpunkt Authentizität

Neuster Modetrend? Kulturelle Glaubwürdigkeit!

Melanie Kleemann

Chief Sales Officer Europe | JC New Retail P&C Group

Reden wir über die Lieblingsbluse meiner Nichte. Die ist aus 100 % Hanf gefertigt, wunderbar leicht und rettet den Amazonas. Richtig gelesen: Modemarken werben längst nicht mehr nur mit Stoffen, Farben und Schnitten. Ob Gucci, Burberry, Patagonia oder Tiffany, soziales Engagement liegt im Trend. Aber halten die Marken, was sie versprechen? Das hat eine neue Metrik auf den Plan gebracht: kulturelle Glaubwürdigkeit.

Wie soziale Themen Aufmerksamkeit gewinnen…

mehr lesen

Die Zukunft ist vollplanetarisch

Die Zukunft ist vollplanetarisch

Jörg Reuter

Head of Food Campus Berlin

In den letzten 15 Jahren ging es bei vielen Food-Retailern darum, nachhaltige Sortimente erfolgreich zu machen. Neben der zunehmenden Attraktivität sich als Handelsunternehmen auf Corporate-Ebene zu positionieren ging es schlicht und einfach um Umsatz: Kund:innen mit Nachhaltigkeitsaffinität verfügen in der Regel über höhere Haushaltsbudgets und sorgen für höhere Bons. Meist erfolgte die Umsetzung in Form von sog. Nachhaltigkeits-eigenmarken.

Die letzten drei Jahre, die Jahre multipler Krisen haben an der ein oder anderen Stelle den Blick auf das Thema Nachhaltigkeit etwas getrübt. Andere Themen schienen Oberhand zu gewinnen. Doch Achtung: Wir bewegen uns mit großen Schritten auf eine Dekade im Zeichen von „Planetary Health“ zu. Ich wage hier die These, dass sich künftig Nachhaltigkeit als „Hygienefaktor“ durch alle Sortimente ziehen wird. Die Zukunft also vollplanetarisch ist…

mehr lesen

Nur Fliegen ist schöner.

Nur Fliegen ist schöner.

Dorothee Ebbinghaus

Senior Director Retail | Miles & More GmbH, Lufthansa Group

Reisen verbindet Menschen und Kulturen. Und Fliegen hat es möglich gemacht weite Strecken in sehr kurzer Zeit zurückzulegen. So sind die Verwandten in Australien, die Austauschschülerin in den USA, das Geschäftsmeeting in Singapur oder der Urlaub in Südafrika nur ein paar Flugstunden entfernt. Fliegen war schon immer ein großer Traum der Menschheit. Und ist es bis heute auch geblieben. Billigflieger hin oder her. Wenn der Flieger auf der Startbahn steht und die Triebwerke Vollgas geben, wenn der Flieger nach vielen hundert Metern langsam in die Lüfte schwebt, wenn die Welt unter einem immer kleiner wird… Es ist einfach immer wieder ein beeindruckendes Gefühl. Nun ja, inzwischen fliegen wir auch schon ins All. Aber für die meisten Menschen ist das weder greifbar (noch bezahlbar) noch wirklich erstrebenswert. CO2 und so…

mehr lesen

KI | Bilder, die die Welt verändern

KI – Bilder, die die Welt verändern

Kolja Pitz

Gründer | Plateau Candy

Am 16. März 2023 war es so weit: Das Update v5 von Midjourney, einer bildgebenden KI-Software, wurde live geschaltet und läutete ein neues Zeitalter der Bildproduktion ein. Die KI produzierte Bilder von derart haarsträubendem Fotorealismus, dass sie von echten Fotografien kaum mehr zu unterscheiden waren. Der Papst in einer Moncler-Jacke, ein frisch verhafteter Trump in Agonie – solche Bilder irritierten und begeisterten gleichermaßen auf den Social-Media-Plattformen, weil viele User sie schlicht für echt hielten. Bislang galt die Erzeugung von fotorealistischen Medien durch CGI/3D-Programme, (mit echten oder echt aussehenden) Menschen, als Königsdisziplin. Diese Produktionen waren langwierig, aufwändig und oft mit hohen Kosten verbunden. Das Update von Midjourney hat bereits jetzt spürbar das Ende dieser Ära eingeläutet…

mehr lesen

Schließen Sie sich über 13.000 interessierten Retailern an!

Verpassen Sie keine Retail-Kolumne mit spannenden Meinungen von Handelsexperten und Branchen-Insidern und werden Sie als Erste informiert, wenn wir wieder neue Weiterbildungen in Form von Online-Vorträgen, Workshops und Retail-Touren freischalten.

Datenschutz

Fast geschafft! Bitte bestätigen Sie Ihre Anmeldung über die E-Mail, die wir Ihnen gerade gesendet haben.