November 2024 | Schwerpunkt Erlebniswelten
Verzaubert bis zum letzten Souvenir: Wie Retail in Freizeitparks die Magie lebendig hält
Als Kind war ich fasziniert von magischen Welten, in denen Abenteuer und Zauberei Wirklichkeit wurden. Heute darf ich in einer Branche arbeiten, die genau das möglich macht: Freizeitparks und Erlebniswelten, in denen wir Gäste in fantastische Welten entführen. Wir schaffen Orte, an denen unvergessliche Momente entstehen. Der Markt wächst rasant, und jeden Tag entstehen neue Konzepte. Doch es gibt einen Punkt in der Customer Journey, der oft vernachlässigt wird: das Shoppingerlebnis.
Der Shop – das ungenutzte Potenzial
Zu oft bleibt der „Shop“ ein Nebenschauplatz – ein Bereich, den jemand „noch nebenbei“ managen soll. Mit schmalen Budgets und fehlender Professionalisierung wird hier Potenzial verschwendet. Dabei ist gerade der Shop das emotionale Finale der Customer Journey, das große Abschlussfeuerwerk, bei dem wir Gäste ein letztes Mal verzaubern und ihnen unvergessliche Erinnerungen mit auf den Weg geben könnten. Zudem könnte er einen erheblichen Beitrag zur Stabilität und Profitabilität unserer Attraktionen leisten – wenn wir bereit wären, in diese Magie zu investieren.
Ein Erlebnis, das alles veränderte:
Die Harry Potter World und was wir daraus im Retail lernen können
Es gibt nur wenige Retail-Erlebnisse, die wirklich magisch sind, aber die Harry Potter World in den Universal Studios bleibt mein absoluter Favorit. Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch vor zehn Jahren bei Mr. Ollivander, dem nachempfundenen Zauberstabladen aus Harry Potter: Schon als ich den Laden betrat, umfing mich eine Atmosphäre, die die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmen ließ. Flackernde Kerzen, der Duft von antikem Holz und die leise, geheimnisvolle Musik – alles fühlte sich an, als wäre ich wirklich in Ollivanders Zauberstabladen.
Mit 40 anderen Gästen wartete ich gespannt, als Mr. Ollivander in seinem langen Umhang durch die Reihen schritt. Dann sah er mich an: „Du bist auserwählt.“ Mit klopfendem Herzen griff ich nach dem ersten Zauberstab – nichts geschah. Auch der zweite blieb ohne Wirkung. Erst beim dritten Versuch spürten alle im Raum plötzlich die Magie, die durch meine Hand floss: Die Wände begannen zu beben, das Licht flackerte, und eine Melodie, die direkt ins Herz traf, erfüllte den Raum. Genau in diesem Augenblick öffnete sich die große Tür zum Zauberstab-Shop, und ein Team von Zauberern erwartete uns – bereit, jedem Gast ein eigenes, unvergessliches Erlebnis zu bieten.
Noch heute, ein Jahrzehnt später, bedauere ich es ein wenig, dass ich damals nicht die 65 Dollar für diesen Zauberstab, ein Stück Holz, ausgegeben habe. Natürlich hätte er mir im Alltag nicht beim Sortieren meines E-Mail-Postfachs geholfen, aber er hätte als Symbol für Inspiration und Kreativität in meinem Büro einen Ehrenplatz bekommen.
Was wir daraus lernen können: Individualisierung als Schlüssel zur Magie
Die entscheidende Frage ist: Wie können wir solche magischen Retail-Erlebnisse auf unsere eigenen Attraktionen übertragen? Ab November testen wir einen 3D-Schokoladendrucker – vielleicht wird das unser eigenes „Zauberstab-Erlebnis“. Denn ich bin überzeugt, dass die Zukunft der Retailbranche in der Individualisierung liegt: in Erlebnissen, die so einzigartig und persönlich sind, dass sie zu lebenslangen Erinnerungen werden.
Eine Einladung zur Revolution – Macht ihr mit?
Es ist eine spannende Zeit für die Retail- und Freizeitbranche. Die Grenzen zwischen diesen Welten verschwimmen, und es liegt an uns, diese Entwicklung zu gestalten. Lasst uns gemeinsam eine neue Ära des „Retailtainment“ einläuten – eine, in der Magie, Individualität und Innovation Hand in Hand gehen. Ich lade euch ein: Erzählt mir von euren Erlebnissen, die euch verzaubert haben, oder schließt euch mir an, um die nächste Generation von Retail-Erlebnissen zu erschaffen. Gemeinsam können wir magische Momente für unsere Gäste schaffen, die bleiben.
Unsere heutige Kolumnistin
Stephanie Schaub
Expertin für Erlebnis- und Markenwelten und Geschäftsführerin | Chocoversum
Stephanie Schaub, erfahrene Führungspersönlichkeit in der Freizeit- und Erlebnisbranche, leitet seit mehreren Jahren als geschäftsführende Gesellschafterin das Chocoversum in Hamburg. Mit ihrem Fokus auf die Customer Journey und einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse der Gäste hat sie maßgeblich dazu beigetragen, das Chocoversum als einzigartige Erlebniswelt zu etablieren. Als Vorstandsmitglied des Verbandes der deutschen Freizeitunternehmen und engagierte Vertreterin im globalen Verband im Bereich Education treibt sie die Weiterentwicklung und Professionalisierung der Branche aktiv voran.
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