Retail Technology:
Gamechanger oder teure Spielerei?
Der Handel steht unter Druck, doch wer jetzt mutig ist, kann gewinnen! Die Einzelhandelslandschaft befindet sich in einem massiven Wandel. Sinkende Kaufkraft, steigende Betriebskosten und ein sich änderndes Konsumverhalten setzen Händler unter Druck. Filialschließungen, Insolvenzen und Unsicherheiten dominieren die Schlagzeilen. Aber genau in dieser Situation zeigt sich, wer bereit ist, mutige Entscheidungen zu treffen und den Wandel als Chance zu begreifen.
Denn eines ist klar: Technologie allein rettet den Handel nicht – aber sie kann ihn revolutionieren.
Genau darüber habe ich mit derTextilWirtschaft< gesprochen. Mein ausführliches Interview dazu ist ab heute online! Wir haben diskutiert, welche Technologien wirklich einen Unterschied machen, wo Händler ihr Geld lieber nicht verbrennen sollten und welche Entwicklungen für den Retail in den nächsten Jahren entscheidend sein werden.
Technologie kann den Einzelhandel stärken – oder zur teuren Fehlinvestition werden.
„Es geht nicht darum, blind auf jede neue Technologie aufzuspringen, sondern darum, Retail-Tech gezielt dort einzusetzen, wo sie das Kundenerlebnis und die betriebliche Effizienz wirklich verbessert.“
Technologie darf nicht zum Selbstzweck werden. Sie muss eine Funktion erfüllen, das Einkaufserlebnis verbessern, Prozesse effizienter gestalten und den stationären Handel für Kund:innen relevanter machen.
Wo aber setzen Händler sinnvoll an? Hier kommen ein paar Beispiele:
01. Bayer 04 Leverkusen Fanwelt – Wenn Retail zur Erlebniswelt wird
Viele Händler fragen sich: Wie können wir stationäre Verkaufsflächen so gestalten, dass Kund:innen nicht nur kaufen, sondern sich mit der Marke verbunden fühlen?
Die Antwort liefert Bayer Leverkusen mit seiner neuen Fanwelt, die wir mitentwickeln durften. Hier trifft Retail auf Community Building – eine Blaupause für die Zukunft des Handels.
Retail und Emotionen verknüpfen: Fans kaufen nicht nur Trikots – sie leben ihre Leidenschaft. In der Fanwelt können sie eigene Trikots entwerfen, ihre Namen in eine digitale Hall of Fame eintragen und mit Augmented Reality-Features virtuelle Fotos mit Spielern aufnehmen.
Dynamische Inhalte und Live-Interaktion: Ein 66 Meter langes LED-Fensterband bringt den Außenbereich mit dem Store in Verbindung. Liveticker, Spielanalysen, exklusive Behind-the-Scenes-Videos – der Store wird zum Content-Hub.
Gaming & eSports-Integration: Gaming ist ein Milliardenmarkt – und Bayer Leverkusen integriert das clever in den Store. Fans können FIFA-Turniere spielen, eigene Taktiken testen und in interaktiven Bereichen trainieren.
Retail Technology ist dann erfolgreich, wenn sie mehr ist als nur ein Verkaufsraum – sondern eine Erlebniswelt schafft.
Checkliste: Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Retail Technology
- Zielgerichtete Investition: Technologie muss einen klaren Mehrwert für Kund:innen oder die betriebliche Effizienz bieten.
- Nahtlose Integration: Systeme sollten sich einfach in bestehende Prozesse einfügen und nicht zur Hürde werden.
- Erlebnis & Emotion: Der Kunde muss einen direkten Vorteil oder ein erlebbares Erlebnis durch die Technologie haben.
- Daten sinnvoll nutzen: Smarte Datenanalyse sorgt für bessere Kaufentscheidungen und effizientere Lagerhaltung.
- Flexibilität & Skalierbarkeit: Die beste Lösung ist eine, die mit dem Unternehmen wachsen kann.
- Testphasen & Anpassungen: Lieber mit Pilotprojekten starten und optimieren, statt direkt eine riesige Fehlinvestition zu tätigen.
02. ARMEDANGELS – Nachhaltigkeit trifft digitale Transparenz
Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr, sondern eine Erwartungshaltung. Armedangels aus Köln zeigt, wie man Technologie gezielt nutzt, um Vertrauen aufzubauen.
Digitale Mirror-Screens: Interaktive Spiegel in den Stores zeigen die Herkunft der Materialien, CO₂-Bilanzen und Produktionswege der Kleidungsstücke.
Personalisierte Kundenkarten: Über eine digitale Mitgliedschaft können Kund:innen exklusive Drops, Styling-Tipps und nachhaltige Pflegehinweise erhalten.
AR-gestützte Produkterklärungen: Einfache QR-Codes zeigen per Augmented Reality, wie sich Materialien abbauen oder wie Secondhand-Optionen integriert werden können.
Technologie macht Nachhaltigkeit sichtbar und greifbar – genau das, was bewusste Konsumenten heute wollen.
03. REWE International AG & EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG – Die Zukunft des Lebensmittelhandels
Lebensmittel-Retail entwickelt sich rasant – und smarte Technologien revolutionieren das Einkaufserlebnis.
Rewe Pick & Go – Scan & Go für die Masse: Kund:innen scannen Produkte per App, bezahlen mobil und verlassen den Laden ohne an der Kasse anzustehen. Effizient, schnell und perfekt für den urbanen Raum.
Edeka Smart Shelf – Automatisierte Nachbestellung: Digitale Regale erkennen leere Fächer und lösen Bestellungen automatisch aus. Das spart Personal, reduziert Fehlbestände und steigert die Effizienz.
KI-gestützte Warenanalyse: Edeka testet Systeme, die anhand von Verkaufsdaten bestimmen, welche Produkte wann nachbestellt werden müssen – das reduziert Food Waste und senkt Kosten.
04. Pandora – Schmuck wird digital erlebbar
Die dänische Schmuckmarke Pandora hat es geschafft, Technologie nahtlos in das Einkaufserlebnis zu integrieren.
Digitale Anprobe: Mit Augmented Reality können Kund:innen Schmuckstücke anprobieren, bevor sie kaufen – sowohl online als auch im Store.
Personalisierte Gravuren in Echtzeit: Kunden können ihre Schmuckstücke individuell gestalten und dabei live zusehen, wie sie graviert werden.
Connected Shopping Experience: Wer ein Schmuckstück online anschaut, bekommt es im Store direkt empfohlen – inklusive personalisierter Beratung.
05. Disneyland Paris – Retailtainment auf höchstem Niveau
Disney setzt seit Jahrzehnten Maßstäbe, wenn es um Erlebniswelten geht – und der Retail ist ein essenzieller Teil davon.
Themenstores als immersive Erlebnisse: Jeder Shop ist eine eigene Geschichte – von Harry Potter bis Star Wars. Jeder Kauf fühlt sich an wie eine Erinnerung, nicht wie ein Produkt.
AR-gestützte Magie: In den Stores können Kund:innen Zauberstäbe interaktiv nutzen, um in Disneyland Lichter und Animationen zu aktivieren.
Der Trick? Produkte sind nicht einfach Waren, sondern Bestandteile einer Story.
Fazit: Technologie als Verstärker – nicht als Ersatz
Retailer müssen mutig sein, investieren und Technologie als strategisches Werkzeug nutzen.
Der Schlüssel liegt in der Kombination aus Erlebnis, Convenience und Markenidentität. Wer jetzt nicht handelt, wird in Zukunft kaum noch konkurrenzfähig sein.
Das gesamte Interview mit der TextilWirtschaft finden sie hier – für alle, die noch tiefer in das Thema Retail Technology eintauchen möchten.

Key facts
Interview
Veröffentlichung
5. Febraur 2025
Textilwirtschaft